Wenn Tropes problematisch werden: Wie wir als Buchblogger mit toxischen Dynamiken umgehen
Kennt ihr das? Ihr lest ein Buch, das alle eure Lieblings-Tropes verspricht – Enemies to Lovers, Forbidden Love, Dark Fantasy – und trotzdem sitzt ihr da mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Genau das ist mir letzte Woche mit "Rose in Chains" passiert, und es hat mich zum Nachdenken gebracht: Wie gehen wir eigentlich mit Büchern um, die unsere geliebten Tropes in problematische Richtungen drehen?
Das Stockholm-Syndrom-Dilemma
Enemies to Lovers ist einer der beliebtesten Tropes überhaupt. Aber wo ist die Grenze zwischen spannender Feindschaft und toxischer Machtdynamik? Bei "Rose in Chains" wurde mir das besonders bewusst: Die Protagonistin Briony wird buchstäblich versklavt und entwickelt Gefühle für ihren "Besitzer" Toven. Das ist nicht mehr Enemies to Lovers – das ist Stockholm-Syndrom mit romantischem Anstrich.
Als Buchblogger stehe ich dann vor der Frage: Bewerte ich das Buch nach dem, was es sein will, oder nach dem, was es tatsächlich darstellt? Kann ich eine Romance feiern, die auf Gefangenschaft aufbaut?
Die Unreife-Falle
Ein weiteres Problem: unreife Protagonistinnen, die als "authentisch" verkauft werden. Briony macht zwei Drittel des Buches lang Entscheidungen, die mich als Leserin frustriert haben. Klar, Character Development braucht Zeit, aber es gibt einen Unterschied zwischen "sie wächst an ihren Herausforderungen" und "sie handelt durchgehend irrational".
Wie ehrlich können wir in unseren Rezensionen sein, ohne das Buch komplett zu verrissen? Besonders wenn es im letzten Drittel doch noch funktioniert?
Praktische Überlegungen für unsere Reviews
Hier sind ein paar Gedanken, die mir beim Schreiben meiner "Rose in Chains"-Rezension geholfen haben:
Kontext matters: Ich erwähne die problematischen Aspekte, erkläre aber auch, warum sie für manche Leser trotzdem funktionieren könnten. Nicht jeder sieht Stockholm-Syndrom-Dynamiken so kritisch wie ich.
Differenzierte Bewertung: Ein Buch kann handwerklich gut sein und trotzdem ethisch fragwürdig. Das eine schließt das andere nicht aus.
Ehrlichkeit über Geduld: Wenn ein Buch erst im letzten Drittel funktioniert, sage ich das auch so. Meine Leser sollen wissen, worauf sie sich einlassen.
Genre-Konventionen beachten: Dark Romance lebt von Grenzüberschreitungen. Die Frage ist: Werden sie bewusst und reflektiert eingesetzt oder einfach romantisiert?
Fazit: Zwischen Gatekeeping und Verantwortung
Wir sind keine Moralapostel, aber wir haben auch eine Verantwortung gegenüber unseren Lesern. Ich glaube, der Schlüssel liegt darin, transparent zu sein: Erklärt, was euch gestört hat und warum. Lasst eure Leser selbst entscheiden, ob das für sie ein Problem ist oder nicht.
Was denkst du? Wie gehst du mit problematischen Tropes um? Schreibt es gerne in die Kommentare – ich bin gespannt auf eure Erfahrungen!
P.S.: Falls ihr "Rose in Chains" trotz meiner Kritikpunkte lesen wollt – das letzte Drittel macht wirklich vieles wieder gut. Versprochen.