Wenn das Schicksal zum Gegner wird: "How to Fight Fate" von Saskia Louis
Eine Romantasy, die zeigt, dass wahre Stärke im Widerstand gegen Vorbestimmung liegt
Es gibt Bücher, die einen packen und nicht mehr loslassen. "How to Fight Fate" von Saskia Louis gehört definitiv dazu. Als ich die ersten Seiten gelesen hatte, war mir klar: Das wird keine gewöhnliche Romantasy-Reise.
Eine Heldin, die das System herausfordert
Kiana ist 19 und steht kurz vor ihrer Seelenzeremonie – dem Moment, der ihr ganzes Leben bestimmen soll. In einer Welt, wo Schicksalsgöttin Moyra, der Gott der Liebe und die Göttin des Krieges seit 300 Jahren kämpfen, ist ohne Seelenpartner ein Leben nichts wert. Doch als Kianas Seelenverwandter stirbt, weigert sie sich, dieses Urteil zu akzeptieren.
Was mich sofort fasziniert hat: Kiana ist keine perfekte Heldin. Sie ist verzweifelt, manchmal impulsiv, trifft falsche Entscheidungen – und genau das macht sie so authentisch. Louis hat eine Protagonistin geschaffen, die sich nicht durch Perfektion auszeichnet, sondern durch ihren unbändigen Willen, ihr Schicksal selbst zu bestimmen.
Worldbuilding mit Tiefgang
Das Dreigöttersystem ist brilliant durchdacht. Schicksalsnovizen können Zukunftsfragmente sehen, Liebesnovizen beeinflussen Emotionen, Kriegsnovizen verfügen über übermenschliche Kräfte – aber nur mit dem richtigen Seelenpartner. Diese Abhängigkeit schafft ein gesellschaftliches System, das auf Kontrolle und Vorbestimmung basiert.
Louis entwickelt diese Welt organisch, ohne in Exposition zu verfallen. Jede Information fühlt sich natürlich an, jedes Detail dient einem Zweck. Das ist handwerklich sauberes Storytelling.
Charaktere mit Ecken und Kanten
Besonders brillant: die Nebencharakte. Nevin, der empathische Liebesnovize, der mehr kann als nur Stimmungen beeinflussen. Und Tyron – ach, Tyron! Dieser unausstehliche Kriegsnovize, der einen zur Weißglut bringt und gleichzeitig fasziniert. Die Enemies-to-Lovers-Dynamik entwickelt sich hier nicht nach Schema F, sondern überrascht mit echten emotionalen Wendungen.
Alle drei Charaktere durchleben eine Entwicklung, die nie konstruiert wirkt. Sie wachsen aneinander, scheitern, rappeln sich auf – wie echte Menschen eben.
Spannungsbogen der Extraklasse
Was mich als Lektorin besonders begeistert: der Szenenaufbau. Jede Szene hat ihren Zweck, treibt entweder die Handlung voran oder vertieft die Charakterzeichnung. Die Spannungsbögen sind perfekt getimed, die Plot-Twists kommen nie aus dem Nichts, sondern sind geschickt vorbereitet.
Louis versteht es, Tempo zu variieren – zwischen actionreichen Sequenzen und ruhigeren Momenten der Charakterentwicklung. Das hält die Aufmerksamkeit konstant hoch, ohne zu überfordern.
Philosophie verpackt in packende Unterhaltung
Unter der Romantasy-Oberfläche steckt eine tiefere Frage: Können wir unser Schicksal selbst bestimmen? Ist Liebe stärker als Vorherbestimmung? Louis behandelt diese philosophischen Themen nie verkopft, sondern integriert sie organisch in die Handlung.
Das macht "How to Fight Fate" zu mehr als nur unterhaltsamer Fantasy – es ist ein Plädoyer für freien Willen und selbstbestimmte Entscheidungen.
Ein kleiner Wermutstropfen
Wenn ich ehrlich bin, hat mich ein Aspekt gestört: das Tempus. Die zeitliche Einordnung von Ereignissen ist nicht immer nachvollziehbar, was den Lesefluss manchmal unterbricht. Hier hätte eine konsequentere Erzählstruktur dem Buch gutgetan.
Fazit: Ein starker Auftakt mit Tiefgang
"How to Fight Fate" ist Romantasy, wie ich sie mir wünsche: intelligent, emotional authentisch und mit Charakteren, die unter die Haut gehen. Saskia Louis hat bewiesen, dass das Genre weit mehr kann als Butterflies im Bauch – es kann zum Nachdenken anregen, ohne dabei weniger packend zu sein.
Wer authentische Charaktere, durchdachte Plots und philosophische Tiefe in seiner Fantasy mag, sollte definitiv zugreifen. Und ja, der Cliffhanger wird euch ungeduldig auf Band 2 warten lassen – "How to Kill Fate" erscheint im Frühjahr 2026.
Eine klare Empfehlung für alle, die glauben, dass das Schicksal nicht das letzte Wort haben sollte.
4/5 Sterne
Habt ihr "How to Fight Fate" schon gelesen? Wie steht ihr zur Frage nach Schicksal versus freiem Willen? Schreibt mir gerne eure Gedanken in die Kommentare!