Klingen deine Charaktere alle gleich? Die ultimative Checkliste für eine einzigartige Stimme
Stehst du manchmal vor deinem Manuskript und stellst fest, dass dein knallharter Detektiv fast genauso redet wie die sanftmütige Bibliothekarin? Oder dass deine Leser Schwierigkeiten haben, die Dialoge zuzuordnen, wenn du mal ein „sagte er“ weglässt?
Keine Sorge, das ist ein häufiges Problem. In der Hitze des ersten Entwurfs konzentrieren wir uns auf den Plot und vergessen dabei oft das wichtigste Werkzeug, um unsere Figuren zum Leben zu erwecken: ihre Stimme.
Eine einzigartige und konsistente Charakterstimme ist mehr als nur ein nettes Detail. Sie ist das Fundament, auf dem die Glaubwürdigkeit und die emotionale Tiefe deiner Figuren ruhen. Sie verrät dem Leser, wer eine Figur ist, lange bevor du es explizit beschreibst.
Um dir dabei zu helfen, unvergessliche und klar unterscheidbare Charaktere zu erschaffen, haben wir eine umfassende Checkliste zusammengestellt. Nutze sie, um für jede deiner Hauptfiguren ein klares Stimmprofil zu entwickeln.
Die ultimative Charakterstimmen-Checkliste
Gehe diese Punkte für jede wichtige Figur durch. Die Antworten werden dir helfen, ihre Dialoge und inneren Monologe authentisch und konsistent zu gestalten.
Teil 1: Die Bausteine der Sprache
Hier geht es um die grundlegenden Elemente, wie deine Figur Wörter und Sätze formt.
☐ Wortschatz:
Komplexität: Verwendet die Figur einfache, alltägliche Wörter oder einen komplexen, akademischen Wortschatz?
Fachjargon: Streut sie Fachbegriffe aus ihrem Beruf (IT, Medizin, Handwerk) ein?
Formalität: Spricht sie eher umgangssprachlich oder gewählt und förmlich? Nutzt sie Slang?
Lieblingswörter/-floskeln: Gibt es Wörter oder Redewendungen, die sie besonders oft wiederholt?
☐ Satzlänge & -struktur:
Länge: Spricht die Figur in kurzen, abgehackten Sätzen oder in langen, verschachtelten Monologen mit vielen Nebensätzen?
Tempo: Ist ihre Sprechweise schnell und gehetzt oder langsam und bedächtig?
Struktur: Sind die Sätze klar und logisch aufgebaut oder eher sprunghaft und unzusammenhängend?
☐ Dialekt & Akzent:
Herkunft: Beeinflusst ein regionaler Dialekt oder Akzent die Sprache der Figur?
Umsetzung: Wie zeigst du das? Durch bestimmte Wortwahlen oder eine veränderte Satzmelodie? (Vorsicht: Geschriebene Akzente können schnell zur Karikatur werden. Setze sie subtil und sparsam ein!)
Teil 2: Die innere Welt
Wenn du aus der Perspektive einer Figur schreibst, ist ihre Gedankenstimme mindestens genauso wichtig wie ihre gesprochene.
☐ Innerer Monolog:
Stil: Sind die Gedanken ein chaotischer Bewusstseinsstrom oder ein rationaler, logischer Prozess? Denkt die Figur in ganzen Sätzen oder in Fragmenten?
Fokus: Kreisen die Gedanken um Emotionen und Beziehungen oder um Fakten und Analysen?
Selbstgespräch: Stellt sich die Figur selbst Fragen? Macht sie sich Mut oder kritisiert sie sich ständig?
Beispiel zur Verdeutlichung:
Sarahs (ängstlich) innerer Monolog: Warum habe ich das getan? Gott, warum habe ich das gesagt? Dumm. So dumm.
Donovans (logisch) innerer Monolog: Das lief nicht nach Plan. Ich hätte die variablen Wetterbedingungen berücksichtigen sollen. Nächstes Mal werde ich die Einrichtung anpassen.
Teil 3: Die einzigartigen Eigenheiten
Das sind die kleinen, aber entscheidenden Details, die einer Stimme Persönlichkeit verleihen.
☐ Verbale Ticks:
Stottert die Figur, wenn sie nervös ist oder lügt?
Räuspert sie sich, bevor sie einen wichtigen Punkt macht?
Wiederholt sie oft Wörter, wenn sie nachdenkt?
☐ Füllwörter:
Welche Wörter nutzt die Figur als Denkpausen? Typische Beispiele sind „äh“, „hm“, „weißt du“, „sozusagen“ oder „eigentlich“. Jede Figur hat ihre eigenen Favoriten.
☐ Wiederholungen & Lieblingsphrasen:
Gibt es eine bestimmte Phrase, die die Figur immer wieder verwendet, um etwas zu betonen oder eine Erklärung einzuleiten?
Diese "Signature-Phrasen" können zu einem unverkennbaren Markenzeichen werden.
Beispiel:
Sarah neigt dazu, leicht zu stottern, wenn sie lügt, und füllt die Stille oft mit einem nervösen „äh…“.
Donovan beginnt eine komplexe Erklärung fast immer mit der Phrase: „Lassen Sie mich das klarstellen…“
Dein nächster Schritt
Nimm dir diese Checkliste und fülle sie für deine zwei wichtigsten Charaktere aus. Hänge sie über deinen Schreibtisch oder speichere sie in deinem Projektordner. Du wirst erstaunt sein, wie viel klarer und einfacher es wird, ihre Dialoge zu schreiben, wenn du erst einmal ein festes Profil für ihre Stimme hast.
Indem du diesen Aspekten bewusste Aufmerksamkeit schenkst, verwandelst du flache Pappfiguren in lebendige, atmende und unvergessliche Charaktere.
Jetzt bist du dran! Was ist die größte Herausforderung für dich bei der Gestaltung von Charakterstimmen? Teile deine Gedanken in den Kommentaren!